3ananaBr3ad

Schon mal von heroischen Geschichten gehört wo Soldaten sich aus Knie tiefen moder ziehen und lebendig nach hause zurückkehren. Mit Dreck zwischen den Fingern, den Zähnen und jedem einzelnen Haar auf dem Kopf. Kommt an die Aktuelle Situation ganz gut ran. Riecht hier nur teilweise besser. Wenn von der Spitze des Hügels eine Süße Brise runter weht. Da vergisst man fast das worin sich die Zehen gerade Krallen. Wäre echt gerne oben beim Ernte Team gewesen. Stattdessen darf ich Scheiße mit bloßen Händen vor die Jüngsten Weinfelder streuen. Die Sachen die ich vorsichtshalber hoch gekrempelt hatte sind schon voll mit dem übel riechenden dreck. Die Fliegen um mich herum Jucken auf der Haut da hab ich den Dreck jetzt auch und die Sonne knallt herab auf meine Schlammigen und überhaupt nicht Heroischen Arbeitsplatz.
Aus meinem Graben raus stecke ich mich einmal bevor es zu nächsten geht. Einmal an beiden Beinen kratzen aus einem Hosenbein linst nach wie vor bis heute unkontrolliert und Stur ein kleiner spitzer und nackter Schwanz. Der ist auch nicht mehr. Ziemlich nutzlos und eng macht er das Hosenbein auch. Den Eimer mit der Scheiße muss ich vor dem nächsten Graben aufüllen. Also den Hügel hoch und warten das einen irgendwer bemerkt. Wenn nicht wieder irgendein Idiot versucht zu stehlen geht das sogar recht schnell. Auf den Trockenen Sandsteinstufen sieht es ja fast aus als hätte ich schuhe an. Ist aber alles nur dreck der trägt sich nach zwei, drei stufen ab. Da sind die Zehen wieder alle 5 und alle lang. Wie mit diesem Dummen Schwanz könnte ich mit diesen Zehen auch etwas Sinnvolleres anstellen. Vier Daumen sind doch Praktisch oder nicht?
Oben auf dem Hügel direkt neben dem Gebäude steht man mitten in der Sonne. Es duftet neben diesem großen Dampfenden Klotz süß nach Wein und irgendwas ätzenden was von dem Dampf ausgeht. Vielleicht Schnaps oder irgendwas anderes.Vielleicht auch der scheiß der mir diesen ganzen Scheiß beschert hat. Im Programm meines letzten Betreuers hieß es Resozialisierung. Würde mich fragen wie er sich das heute vorstellt?

Der Junge Mann der oben neben dem bewachsenen Gebäude in der Sonne steht und von der Sonne sich umschmeicheln lässt bei leicht geschlossenen Augen, hat Abseits seines Blauen Overalls nichts an. Die Dreck verschmierten Arme und Beine mit langen Fingerglieder wie bei einem Primaten heben sich kaum hervor. Die Schwanz Spitze in seinem rechten Hosenbein wackelt belustigt hin und her im Tackt der Fliegen welche um seinen verschmierten Kopf mit kurzen Braunen Haren kreisen.

In dem Hauptgebäude auf dem Weinberg stand eine Art Haftanstalt in der die Arbeiter des Hügels, tief in der Toskana, lebten und residierten. Diese Anstalt war ihr letzter Auffangsort, die letzte Ausflucht um ihnen noch einmal den Weg ins Leben zu bereiten, mit der Arbeit auf dem Feld, dem Abstand zur Gesellschaft, welche sie mit ihren Taten unterbrochen haben. Man könnte fast meinen, sie lebten ein gutes Leben, sie hatten einen geregelten Tag, es gab ärztliche Unterstützung, sollte es immer noch zu Kämpfen und Unfällen kommen und durch die Arbeit des Weinanbaus und Weinherstellung hielt sich der Geldstandard des Gefängnisses immer sehr gut. Die Insassen lebten gut.

Alessandro Spera

Zufrieden sah ich den Arbeitern zwischen den Reben zu und nickte beim vorbeigehen den Sicherheitspersonal zu. Es war nicht so als wäre es groß von Nöten gleich drei von ihnen bei der Ernte und Befruchtung des Bodens als Beobachter aufzustellen, da sich alles hier in einem geregelten Rahmen bewegte und alles friedlich die letzten Jahre verlief. Auch haben die Insassen des Ganzen verstanden, dass es nichts bringt sich hier gegen die Leute aufzulehnen. Ein Stück weiter sah ich einen der Insassen und begutachtete ihn eine Weile. 

Heute sollen wieder weitere Häftlinge ankommen. Eine Fuhre mit etwas ungehobelteren Pack. Diese würden sich sicher nicht freuen, aber sobald sie ihre Mitbewohner gesehen haben sollten die schnell verstanden haben, was es heißt hier mitten im Nirgendwo zu sein. Freundlich grüßte ich den doch arg riechenden Mann.
"Wir sollten in ein paar Tagen die angeforderten Geräte bekommen um diese Arbeit zu erleichtern. Wie ich sehen kann haben sie wieder einmal formidable Arbeit geleistet."

"Eine Formidable Arbeit muss nachher die Dusche abliefern." Mit einem falschen Grinsen wende ich mich den Betreuer zu. Von den Geräten hatten sie letzten Monat schon getönt. Die müssen zum Einsatz gekommen sein als ich keinen Dienst hatte. Was in den letzten 3 Jahren nicht einmal vorkam. Den Eimer in meiner Hand füllt endlich einer auf. Er sagt gleich kein Small talk und zurück an die Arbeit oder er lässt es wenn ich mich schnell weg drehe und zurück in den Graben springe. Da ist der Eimer wieder. Schwer, stinkend. Wenn die Sonne unter geht ist schicht im Schacht das kann auch nur noch so 3 Stunden dauern. Ah er setzt an. Sprich mit meinem Rücken. Zurück die Feldtreppe Runter zum meinem Graben. Die Erde ist noch Feucht. Im Aktuellen Winkel der Sonne wird der Boden hier nicht getrocknet was gut ist. Warm würde es noch schlimmer riechen und noch mehr Fliegen anziehen. Unter Dusche werde ich mir wieder massenweise von den Viechern von den Zähnen Kratzen.

Die Spitzen Eckzähne bleckt der Insasse dem Betreuer entgegen wobei ihm sein Eimer mit neuem neuem Dünger gefüllt wird. Er dreht sich schnell herum um schnell jedes Geschrei an diesem ruhigen nachmittag zu Ignorieren. Noch Ruhig, sobald die neuen Insassen die aktuelle kleine Gruppe auffrischen würden, würde es bald um einiges unruhiger werden. Bei den knapp 50 Insassen kam es meist nicht zu größeren Auseinandersetzungen.
Die Verteilung auf dem Feld trifft bei neuen aber immer wieder auf Unruhen und Proteste. Bis zu den Knien in Kuhmist zu stehen war auch die unbeliebteste Aufgabe für neue aber besser. Diese Aufgabe hält sie davon ab die Ernte zu erleichtern. Die älteren machen das nicht. Sie kenne die Konsequenzen.

Spera

Etwas argwöhnisch beobachtete ich den Arbeiter der sich anscheinend nicht darauf einließ auch mal gelobt zu werden.
Seufzend wartete ich weiterhin am Eingang des Gebäudes auf den Bus, obwohl es heute schon beinahe mildes Wetter gab für die Zeit ließ der Fahrer sich anscheinend mehr Zeit. Oder die Neuen waren aufmüpfig geworden, was ich nicht verhoffte. Auf die Reben sehend sah ich zu wie die reife Ernte mit Geduld vollbracht wurde, es gab sehr fähige Arbeiter unter den Insassen, seitdem sie hier waren, war sogar noch mehr Struktur in die Arbeit gekommen und sie waren eine sehr große Hilfe im Anbau geworden. Es war immer gut verschiedene Arbeiter zu haben, aber auch da waren viele dabei die einfach keinen grünen Daumen hatten. So wie der Arbeiter der sich nun mal wieder durch den Mist wälzen durfte, aber er lernt noch dazu. Es gab nicht viele die in seinem Alter hier aufschlagen, daher sehe ich es bei ihm manchmal auch nicht so eng, er machte sich gut und das reichte mir.
Zufrieden drehte ich mich der anderen Seite des Hügels zu und beobachtete den Dampf der aus der Brennerei aufstieg, auch dort haben wir viele Arbeiter eingesetzt die vorrangig Erfahrung hatten im brennen und Herstellen von Alkohol. Es ist absolut nicht so, dass die Insassen alle hoffnungslose Fälle sind, solange man ihnen die richtige Arbeit gab waren sie sogar arbeitswilliger als manch anderer Mensch unserer Gesellschaft. In der Ferne nahm ich das Geräusch des alten klapprigen Busses war und sah wie er einfurh, das Gestell wurde gekauft und umgerüstet damit der Fahrer geschützt war und die Insassen nicht einfach die Fenster zur Flucht einschlagen konnten und auch wenn viel Platz drin war, kamen wenn nicht mehr als drei oder vier Leute meistens hier an. Wie die manuell zu öffnende Tür aufklappt kommt mir der schwitzende Fahrer entgegen. "Dr. Spera... Es tut mir leid, die Verhandlungen heute haben etwas gebraucht. Aber ich habe alle mitgebracht."
Anerkennend nickte ich dem man zu und ließ alle Neulinge vorführen. Alle mittleren Alters. Ihren Informationen nach war einer sogar in der Todeszelle für Mord an seiner Frau.
Überlegend rief ich einen der Security rüber und ließ sie reinführen für die Grunduntersuchung, ihre Overalls und Handschellen blieben aber solange sie nicht belehrt wurden dran.
Ihnen hinterher blickend merkte ich das der Busfahrer noch da war.
"Ist noch etwas?", mit hochgezogener Augenbraue sah ich den Mann an, der etwas rumdruckste.
"Wir brauchen ein neues Gefährt wenn das so weitergehen soll. Ich denke die Rückfahrt werden ich noch bedingt schaffen, aber noch eine Fahr überlebt die Kiste nicht... Sagen sie bitte ihren Vorgesetzten Bescheid"
Damit verließ er das Gelände und tuckerte davon.

Am Rand des Grabens hingehockt fummel ich mir allen losen Dreck von den Finger und Zehen. Die Sonne ist so gut wie weg und es scheint bereits eine der Leuchten an der Seite des Gebäudes auf meinen Rücken was einen Schatten vor mir in den Dunklen Graben wirft. Die Stufe hinauf strecke ich die Hände voraus wie die anderen Arbeiter in der Reihe. Handschellen angelegt und miteinander verbunden wandern wir wie ein großer Hundertfüßer ins Gebäude. Auf der anderen Seite des Durchgangs ist auch der Haupteingang und da durch einen Zaun sieht man unsere Neuankömmlinge. Ob die für diese Arbeit geschaffen sind. Eher nicht. Trauriger Haufen. Die meisten der ihrer Taten kam sicher nur aus der Not heraus. Kann ich gut verstehen. Ein bisschen Verzweiflung, ein tage lang leerer Magen, eine außer Kontrolle geratene Sucht oder auch einfach mal langweile. Vielleicht war auch einer von denen nur zur falschen zeit am Falschen Ort. Im engen Treppenhaus wurmen wir uns die Treppe hinab die quietscht und Knarrt Wie ein Haufen Rostige Türen. Hinter einem deutlich breiter gefassten Zaun dürfen wir uns irgendwie herum drehen. Nach abnehmen der Handschellen gehts erstmal in die Dusche. In dem Großen Duschraum gibt es nur kaltes Wasser. Warm genug ist es hier ohnehin da ist das Kalte Wasser schon ein gefallen den man uns tut. "Hiiii-!!" Außer da sind auch ein paar Mimosen dabei die mit dem Eis Wasser nicht klar kommen. Wir können solange Duschen wie wir wollen. Erstmal Hände Sauber machen bevor ich den Kopf in den Strahl recke und den Mund ausspüle. Sand und dreck und vermutlich noch anderes Knirscht mir schon seit stunden unangenehm zwischen den Zähnen, am Anfang hab ich mich auch öfter an den Zähnen geschnitten bislang wurde wegen gute Führung aber noch nie Maßnahmen ergriffen. Was auch immer Maßnahmen wären. Ein Maulkorb? Oder dieses komische Ding das Pferde bekommen?
Sauber und viel zu Spät geht es nochmal hinter den Sanitär bereich die Treppe runter in den Großen und von allen Seiten mit einer Brücke überwachten Speisesaal. Wir haben seit einigen Jahren Tische und Stühle und ganz neu sogar Blechtabletts. Da geht direkt ohne jede Unterlage Ein Brei drauf der aus Eiern und Früchten besteht. Manchmal ist da auch Tomate drin. Wenn die Trauben ausgedrückt werden für den Wein kriegen wir meist Wochen lang nur Trauben Eier Brei oder man backt ein seltsam Riechendes Brot daraus.
Den Engen Pass zum Gefängnis tuckert immer nur ein Auto hoch. Hab gehört die Karre gibt langsam den Geist auf. Dann kriegen wir ja nicht mal Vorräte wenn das Ding nichts mehr hier hoch liefert.

Spera

Nachdem sich die neuen Insassen aufgeteilt hatten zur Inspektion, übersah ich diese. Bisher fiel nichts besonderes auf, auch die Akten zeigten keine sonderlichen Informationen.
Etwas frustriert ging ich auf und ab, während ein  Einweiser sich die Mühe machte ihnen die Regeln zu unserer Anstalt zu erklären.
"Sollten sich persönliche Gegenstände an euch befinden, sind diese abzugeben. Ihr werdet morgen auf dem Gelände herumgeführt und eingeteilt. Jeglicher Diebstahl, ob Frucht, Wein oder sonstige Gegenstände des Gebäudes, wird bestraft.", ich hörte nur stellenweise zu, meistens wurde es gerade jetzt spannend. Ein Getuschel ging durch die Gruppe. Mit einem lauten Knall sorgte der Einweiser wieder für ruhe. "Falls ihr euch über die Strafen wundert oder denkt das es nicht so schlimm sein wird, werden sich die ersten sicherlich freuen, wenn es soweit sein sollte!"
Kopfschüttelnd sah ich wieder auf meine Akten. Nicht einmal beruflich konnte man wirklich sagen, dass sich hier jemand wirklich einsetzen ließ... Was bedeutet, dass sie das Feld zu weiten Teilen mitdüngen werden. Die Einteilung der Arbeiten war aber auch davon abhängig ob vorgemerkt war, was sie genau getan haben, ob es missbrauch von Alkohol und anderen Drogen gab oder Delikte wie Diebstahl. Auch gab es jedes Mal die lustigen unter ihnen, die sich dachten die Strafen wären sicher nicht schlimmes, vor allem nicht da wir hier auf dem Land waren und nur eine kleinere Einrichtung war.
Seufzend musste ich daran zurückdenken, nach der Bestrafung waren alle fast schon wie Lämmchen, also hoffte ich doch das es diesmal keine Vollidioten unter ihnen gab.
"Machen sie bitte weiter, ich muss noch etwas abklären.", damit entließ ich mich ins innere des Hauses und betrat etwas weiter die Treppen runter, mein Büro.
Dieser clean weiße Raum, ohne Dekoration oder Fenster beinhaltete jegliche Informationen zu den Insassen und das einzige Telefon des Hauses.
Zu diesem griff ich und wählte unter Gemurmel die Nummer der Vorgesetzten. Ich mochte nicht wirklich anrufen, meistens verliefen diese Gespräche nicht sonderlich gut.
Als endlich abgenommen wurde, meldete sich nur eine Bandansage, dass sich gerade niemand sprechen ließ und man eine Nachricht hinterlassen soll.
"Spera hier. Heute kamen neue Insassen. Fünf an der Zahl und allesamt nicht zu gebrauchen. Unser Gefährt ist dabei auseinander zufallen und wir brauchen dringend einen Ersatz. Ich bitte auch drum, das nächste Mal nicht nur Abschaum hier abzuliefern. Besten Dank."
Damit legte ich auf. Das ich mir diese Sprachweise erlauben durfte lag nur an unserem Erfolg hier auf dem Weinbau, aber selbst das hieß nichts.
Das letzte Mal das die Oberen uns besucht haben lag einige Jahre zurück und ich denke nicht das sich so schnell ein Ersatzfahrzeug finden wird...
Wenn dem so sein sollte wird die Ernte dieses Jahr mager ausfallen und uns nur noch mehr Probleme bereiten, nicht nur geldlich sondern auch mit unseren Vorgesetzten.
Müde lehnte ich mich etwas zurück und sinnierte über die Arbeit des heutigen Tages.